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Wildes Wasser, brennende Sonne und ein Hauch von Abenteuer.

Das Périgord Noir, geprägt und benannt nach unzähligen Steineichen mit ihrer dunklen Farbe, eine Region, die als absolutes Muss für Trüffeljäger gilt, ein Landstrich bestehend aus dem Vézère-Tal und dem Dordogne-Tal.

Die Dordogne, ein ungebändigter Wildbach, entsprungen auf einem der höchsten Gipfel des Zentralmassivs, mit ihren sich ständig wechselnden Gesichtern, mal wild und sprudelnd, nach der nächsten Windung breit, gemächlich und sanft fließend umrahmt von steilen Felsformationen, durchbrochen von breiten Sandbänken, die zum Verweilen einladen, auch Mal zum Aussteigen zwingen, ein Gewässer in einem der schönsten Departements Frankreichs.

Muss ich mehr erklären, warum dieser Fluss zum Ziel unserer diesjährigen Sommerrudertour gewählt wurde. Sicherlich war uns klar, dass damit eine lange Anreise mit Bootstransport bewältigt werden musste, doch vorweggesagt, es war jeden Kilometer wert, dies zu tun! Ja, auch der Wettergott hat seine schützende Hand über unser Vorhaben gehalten. In den Wochen vor unserer Ankunft hat er mit kräftigen Regenfällen für einen ausreichenden Flusspegel gesorgt, um dann für uns die Sonne ohne Unterlass scheinen zu lassen. So stand dem Abenteuer Dordogne kein Hindernis im Weg.

Unsere erste Etappe führte uns von Pont Mirat nach Souillac, einsetzen konnten wir mit den Booten in einem ruhigen Seitenarm in Mitten von blühenden Wassergräsern, doch schnell packte uns die Strömung der Dordogne und ließ kaum mehr Zeit für Unaufmerksamkeit. War das Wasser gerade noch friedlich strömend, so kündigte ein fernes Rauschen Unvorhersehbares an, jetzt war Aufmerksamkeit, Weitblick und Steuerkunst gefragt, manches Mal gepaart mit gymnastischen Herausforderungen in Form von sofortigem Sprung vom Rollsitz in den Fluss, um zunächst die Sandbank und die dann folgende Stromschnelle unfallfrei zu überwinden. Für manche endete dies mit unfreiwilligen Bädern, was aber bei den vorherrschenden Temperaturen durchaus als willkommene Abkühlung empfunden wurde. Auch wenn der Fluss volle Aufmerksamkeit forderte, so blieb doch genügend Raum um die faszinierende Landschaft mit all den Chateaus, die manchmal so aussahen, als wären sie aus den Felsen gewachsen, aufzunehmen und sich davon verzaubern zu lassen.  Am Ende dieses Rudertages wartete dann eine erfrischende Dusche und ein gutes Abendessen aus eigener „Produktion“. An dieser Stelle möchte ich ausdrücklich unserem Sternekoch Johannes danken, der uns auf der gesamten Rudertour mit seinen abendlichen Kreationen zu verwöhnen wusste.

Auch die zweite Etappe, die uns am nächsten Tag von Souillac nach Montfort führen sollte, bot wieder alles, was mit Abenteuerrudern verbunden ist. Stromschnellen, Felsbrocken mitten im Fluss, beschaulich ruhige Abschnitte zum Durchamten und Erholen, Fliegenfischer, Kanuten und Schwimmer, die manches Mal unsere Bootswege kreuzten und natürlich eine Landschaftskulisse, die einem den Atem anhalten ließ. Dieser Rudertag endete am eigenen Campingplatz, wo unsere Boote sicher liegen konnten und bot so die beste Gelegenheit, den nächsten Tag für Sightseeing ohne Boot zu nutzen.

Schnell einigten wir uns darauf Josephine Baker einen Besuch abstatten zu wollen und machten uns auf den Weg zum Château des Milandes. Hier konnten wir in das Leben einer außergewöhnlichen Frau eintauchen, die es aus den schwarzen Armenvierteln Missouris über den Broadway bis auf die großen Bühnen Europas als herausragende Tänzerin der 1920er Jahre gebracht hatte. Im zweiten Weltkrieg schloss sie sich mutig dem französischen Widerstand an, marschierte als einzige schwarze Frau 1963 mit Matin Luther King beim Protestmarsch in Washington mit und nutze ihr Château als Heimstätte für 12 Kinder unterschiedlicher Nationalität, die sie alle adoptierte, um ihnen vorzuleben, dass alle Menschen gleich sind egal welcher Hautfarbe, Nationalität oder welchen Geschlechts sie angehören. 

Beseelt von den Eindrücken rund um Josephines Château ging es für uns weiter nach Sarlat, der Hauptstadt des Périgord Noir, einer mittelalterlichen Stadt mit bemerkenswerten Denkmälern und Gemäuern. Hier ließen wir uns zunächst in einem Café nieder um im Anschluss gestärkt die Stadt zu besichtigen. Leider war die eindrucksvolle Markthalle, die sich in einer ehemaligen Kirche befindet schon geschlossen, doch bot die mittelalterliche Atmosphäre noch genügend Highlights, die es zu bestaunen galt.

Unsere dritte Dordogne-Etappe führte uns von Montfort nach Beynac und bot auf diesen 17 Kilometern eine Kulisse, bei der sich hoch über dem Fluss ein Château an das nächste reihte, oft auf schroffen Felsformationen gebaut. Das Wasser selbst hielt auf diesem Abschnitt nicht mehr ganz so viele Herausforderungen für uns bereit, dafür aber kam eine neue Dimension hinzu - Kanuten. Wer schon einmal an einem Vatertag die Lahn gerudert ist und glaubt, viele Kanuten gesehen zu haben, der hat noch nicht die Dordogne erlebt! Man könnte auch von einem Teppich aus Kanuten sprechen, der mit viel Geschick und Geduld zu durchrudern war und wiederrum volle Konzentration und Steuerkunst forderte.

Weitere Etappen auf der Dordogne führten uns von Beynac nach Le Buisson und einen Tag später von dort nach Mauzac, wo unsere Dordogne-Tour nach 127 abenteuerlichen Kilometern ihren Endpunkt hatte. Hier hieß es nun Boote verladen und einen Teil der Germanen nach Hause zu verabschieden.

In dezimierter Zahl ging es für eine weitere Woche ins Département du Lot, welches Teil der Region Okzitanien ist, die zweitgrößte Region Frankreichs. Hierdurch schlängelt sich der 481 Kilometer lange Lot, um dann in die Garonne zu münden. War der Lot im 16. Jahrhundert noch eine wichtige Verkehrsader für den Handel, so gibt es heute nur noch zwei kurze schiffbare Abschnitte, den Lot amont und den Lot aval.  Für unsere zweite Fahrtenwoche haben wir den Flussabschnitt gewählt, der von der Mündung des Lot in die Garonne bis Saint-Vite mit 75 schiffbare Kilometer und vier Schleusen beschrieben war.

Doch schon im Vorfeld unserer Tour wurden wir durch Aude desillusioniert, da trotz ihrer harten Verhandlungen mit den französischen Behörden eine Schleusung für Ruderboote keinesfalls genehmigt wurde. So blieben die vier Schleusen, die es irgendwie zu überwinden galt, als Fragezeichen stehen und wir entschieden, die konkrete Streckenplanung als direkte Vor-Ort-Planung zu vertagen.

Quartier bezogen wir in einer, mit allem Notwendigen ausgestatteten Hütte auf einem familiär geführten Campingplatz in Le Temple-sur-Lot. Ein kleiner Ort, dominiert von einer riesigen Sport-Base, in dem unter anderem auch die französische Rudernationalmannschaft trainiert. Touristisch steht dieses Dorf für eine Templerkomturei aus dem 13. Jahrhundert und für die, 1875 gegründete, Seerosengärtnerei Latour-Marliac, deren Wasserrosen Claude Monet zu seinen Gemälden mit den weißen Seerosen inspiriert haben. Wer nun aber glaubt, an diesem Ort pulsiert das wilde Leben, dem ist ein Besuch des örtlichen Wochenmarkts empfohlen, dieser erfreute die Besucher mit ganzen drei Marktständen. 

Nach Ankunft stand die vertagte Vor-Ort-Planung auf dem Programm, die uns vor ganz besondere Herausforderungen stellte. Will man an das Ufer des Lots, so muss man suchen, sehr viel suchen, denn der größte Teil der Uferflächen ist in privater Hand und es gibt kaum eine Stelle, an der ein Boot zu Wasser gelassen werden kann. Anfangs waren wir noch so naiv zu glauben, die Sport-Base würde uns einen Zugang zu Wasser erlauben, doch in diesem Sack hatten wir, wie man so schön sagt, Korinthen. Mehrfach wurden wir an der dortigen Rezeption damit vertröstet, dass Monsieur le Directeur keine Zeit habe sich mit dieser Anfrage zu befassen. Also, schauten wir uns an anderer Stelle um. In Villeneuve-sur-Lot gab es einen Ruderclub und den wählten wir als weitere Möglichkeit aus. Dort angekommen trafen wir auf eine sehr freundliche Ruderin, die uns auch gerne weiterhelfen wollte, die aber eindringlich davor warnte, Ruderboote unbeaufsichtigt über Nacht dort abzulegen. Es gäbe in der letzten Zeit verstärkten Vandalismus und man müsse damit rechnen, dass die Boote zerstört würden. Ein am Morgen abgebranntes Auto, das noch warm war und qualmte und nur ein paar Schritte vom Ruderclub entfernt stand, unterstrich diese Warnung. So machten wir uns, wenigstens mit neuen Einteilern des dortigen Ruderclubs im Gepäck, weiter auf die Suche nach einer geeigneten Einsatzstelle.

Ein öffentliches Strandbad der Gemeinde Castelmoron-sur-Lot bot uns endlich für einen ersten Rudertag den nötigen Wasserzugang, ließ uns allerdings nur die Möglichkeit gute 10 Kilometer mit dem Strom zu rudern, um dann zu wenden und 10 Kilometer wieder zurück zu rudern, anschließend die Boote wieder zu verladen und für weitere Rudertage erneut auf die Suche zu gehen.

Fündig wurden wir im Weiteren in Cassenuil, beim dortigen Kanuverleih. Hier trafen wir auf Hannibal, der nach einer kurzen Charmeoffensive durch Aude überzeugt werden konnte, dass wir dort Hänger und Boote lagern durften und für zwei Ruderetappen die Boote zu Wasser bringen konnten.

So ruderten wir in der ersten Etappe gegen die Strömung nach Villeneuve-sur-Lot, mit Mittagspause im dortigen Ruderclub und gleich wieder zurück, in der zweiten Etappe mit der Strömung nach Touzat und nach einer Pause in einem Sozialprojekt zur Arbeitsbeschaffung im Gastronomiewesen ebenso wieder nach Cassenuil.

Ja, es blieb bei diesen drei Ruderetappen auf dem Lot, einem Gewässer gleich einem Kanal ohne Böschung, friedlich fließend mit geringer Strömung, kleine, kaum erwähnenswerte Herausforderungen beim Steuern in Form von vereinzelten Bojen, ein Ruderrevier, das uns nicht ein zweites Mal locken wird.

Doch glaubt jetzt nicht, die Reise an den Lot hätte sich nicht gelohnt! Entschädigt haben wir uns mit einem umfangreichen Besichtigungsprogramm von mittelalterlichen Dörfern, wie beispielsweise Pujols, ein Ort, der zu den schönsten Dörfern Frankreichs zählt. Diese ehemalige Festung oberhalb von Villeneuve-sur-Lot bietet einen ganz wunderbaren Panoramablick auf das Lot-Tal und lädt mit seinen kleinen Gassen und den ansässigen Künstlern zum Staunen und Verweilen ein. Oder ein ausgiebiger Bummel über den Wochenmarkt von Sainte-Livrade-sur-Lot, wo das Probieren der angebotenen Produkte aus der Region kaum auszuschlagen war. Auch die schon erwähnte Seerosengärtnerei konnte mit Muße bewundert und erkundet werden. 

Sichtbar hat das Département du Lot gegenüber dem Dordogne-Tal, vermutlich auch durch die Corona Zeiten, einige Federn gelassen und ist derzeit noch nicht wieder voll und ganz für den Tourismus gerüstet, doch landschaftlich und kulturell gibt es hier so viel zu entdecken und es wäre zu wünschen, dass es in naher Zukunft dem Dordogne-Tal in nichts mehr hinterher stehen muss.

Wir sind nach zwei Wochen strahlendem Sonnenschein, voll mit neuen Eindrücken und Erlebnissen, wohlbehalten mit Mensch und Material nach Düsseldorf zurückgekehrt und können nun unvergessliche Ruderkilometer auf unseren Konten gutschreiben.

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