Aktuelles
Der Main und der Rhein - Anrudern XL
Die Fakten
Anzahl Ruderer: 7 Ruderer zu Beginn bis Boppard, 4 Hartgesottene mit ausgeprägter Durchhaltementalität blieben übrig bis zum bitteren End
Die Etappen: Frankfurt Griesheim – Wiesbaden – Boppard – Bad Honnef – Köln – Düsseldorf
Höhenunterschied: 62 Meter
Kilometer: 270
Burgen: Schätzungsweise 50
Bojen: Schätzungsweise 200
Schleusen: 3
Ruderschläge: 20.894
Bevorzugtes Getränk: Äppelwoi
Dialekte entlang der Fahrt: Hessisch, Rheinhessisch, Moselfränkisch, Kölsch
Günter und Hermann haben es geschafft ein paar Mitglieder fürs Anrudern XL zu begeistern.
Gleich zu Beginn der Fahrt gründet Günter eine Whatsapp Gruppe um alle Infos und Neuigkeiten zu sammeln. Klingt gut oder? Nur Arno der Nokia-Liebhaber konnte nicht teilhaben, denn sein Handy ist ein Relikt aus vergangenen Zeiten, er schaltet es nur gelegentlich alle 2 Monate mal an. Whatsapp? Das hat er nicht. Das sollte noch zum Verhängnis werden wie sich später herausstellt.
Aber nun erstmal zur Fahrt.
Bei frühlingshaften Temperaturen und Sonnenschein, gelegentlich frischen kühlen Winden ruderten wir von Frankfurt bis Düsseldorf.
Von Frankfurt Griesheim bis zu unserer ersten Einkehrpause in Rüsselsheim war noch alles relativ ruhig. An der zweiten Schleuse gab es aber schon das erste Kommunikationsmissverständnis. Wir wollten mit beiden Booten gemeinsam schleusen, der Dreier war verschwunden. Wir malten uns die wildesten Phantasien aus, warum der Dreier nicht mit uns schleuste, vielleicht wollten sie ja umtragen oder sie mussten nochmal dringend anlegen?
Um die Situation aufzuklären, riefen wir nach dem Schleusen bei Günter an.
Alexandra: Hallo Günter, wo seid ihr denn? Wir haben jetzt geschleust und haben uns Gedanken gemacht wo ihr bleibt.
Günter: das habt ihr gut gemacht. Wir haben nicht geschleust, wir sind baden gegangen. Fahrt ihr ruhig nach Rüsselsheim und macht dort die Pause.
Nach einer langen Wartezeit an der Schleuse durfte auch der Dreier Schleusen, sie hatten dabei Gesellschaft, ein großes Binnenschiff schleuste mit ihnen.
In Rüsselsheim gönnten wir uns erstmal Kaffee und Kuchen. Etwas zäh aber gut gelaunt ging es stromab bis zu unserem ersten Etappenziel Wiesbaden.
Am folgenden Tag starteten wir gut gestärkt von einem köstlichen Frühstück, das keine Wünsche offenließ.
Vor Rüdesheim fällt der Rhein etwa zehn Zentimeter je Stromkilometer ab, also sehr gemächlich. Unterhalb des Binger Lochs allerdings steigt es auf bis zu 65 Zentimeter je Kilometer, das ist schon beeindruckend. Das Flussbett wird dort ab Bingen durch eine Mittelgebirgskette von beiden Seiten eingezwängt. Entsprechend stärker ist dort die Strömung.
Die berühmten Burgen und Orte flogen förmlich an uns vorbei. Wir mussten uns aufs Steuern konzentrieren.
Während unserer Einkehrpause bei Joschs Rheinblick in Bacharach lauschten wir den Geschichten des Wirts über Akademiker aus Düsseldorf die bei St.Goar gekentert seien. Etwas mulmig von den Erzählungen des Wirts setzen wir die Fahrt fort. Werden wir kentern? Bei starken Böen legten wir in Bacharach ab.
Es passieren tatsächlich immer wieder Havarien auf dem Stück des Rheins, die letzte Havarie der Berufsschifffahrt war die der Waldhof 2011 unterhalb der Loreley mit zweitausend Tonnen Schwefelsäure an Bord. Zwei Männer kamen damals ums Leben.
Trotz des unbekannten Reviers, der kühlen Winde, eines halb überspülten Damms, der eine sehr starke Sogkraft hatte, unheimlich viel Schifffahrt und extrem vielen Standwellen, sind wir glücklicherweise dank der super Teams nicht gekentert. Auch die Boote sind heil geblieben. Was für ein Glück!
In Boppard verabschiedeten sich Thomas und Lennart von uns. Günter konnte sich jetzt voll und ganz auf den Landdienst konzentrieren. Er fuhr mit Thomas nach Wiesbaden um den Bus abzuholen. Thomas fuhr dann nach Düsseldorf. Leider hatte Thomas das Smartphone von Günter als blinden Passagier mit.
Wir hatten unseren Standort der Pizzeria an der Autofähre mit Günter geteilt, der war aber nun ohne Smartphone und Arno nicht bei WhatsApp. So konnten wir uns in Boppard erstmal nicht wiederfinden. Ohne Arnos Nokia Handy, das überraschenderweise zu dem Zeitpunkt angeschaltet war, wäre das gemütliche Abendessen mit den übriggebliebenen Teilnehmern sonst wohl ins Wasser gefallen.
Am darauffolgenden Tag ruderten wir von Bad Honnef über Bonn bis nach Köln.
Der letzte Abend unserer Fahrt rückte näher. Die Tradition des RCGDs führte uns ins China-Restaurant im Supermarkt in Köln Rodenkirchen. Die Speisekarte war eine Herausforderung für Günter, denn üblicherweise bestellte er Schniposa. Das gab es dort nicht. Ein kurzer Ausschnitt unseres Gesprächs:
Alexandra: Günter kannst du mir was empfehlen?
Günter mit einem sehr verzweifelten Unterton durch die Speisekarte blätternd: Nein, Alexandra. Ich kann hier gar nichts empfehlen!
Günter fand schließlich auch was Passendes und wir gingen alle gut gesättigt und sehr müde schlafen und ruderten am letzten Tag in Richtung Heimat.
Begegnungen entlang des Rheins
- Während der Wanderfahrt stießen wir mehrfach auf ein wahres Juwel der Flussgeschichte: Den letzten Raddampfer auf dem Rhein Baujahr 1913 „Goethe“. Täglich verkehrt er zwischen Koblenz und Rüdesheim und erinnerte Günter an das berühmte weiße Schiff, das einst unsere heimische Strecke zierte und auch ein Ziel in EFA ist.
- In Bad Honnef hatten wir das Vergnügen, mit einer freundlichen Bedienung, die uns von ihrem Mann erzählte, der Schiffsführer ist und stets darauf bedacht, für Ruderer zu bremsen.
- Unvergesslich unsere Begegnung mit dem berühmt-berüchtigten Ausflugsschiff MS Petersberg bei Bonn. Der Kapitän hat wenig Herz für Ruderer, doch zum Glück konnte uns ein Talfahrer vor dem Ausflugsschiff schützen.
- Auch Moby Dick, das blau-grüne Personenschiff aus Bonn, das an den Beluga Wal erinnert, der sich vor fast 60 Jahren im Rhein verirrte konnten wir betrachten. Klaus erzählte uns, dass er in dem Dokumentarfilm Moby Dick zu sehen ist und interviewt wurde.
- Steuerleute kennen sie, die Kommandos des deutschen Ruderverbandes. Wir haben diese auf unserer Fahrt neu interpretiert. Mit einem Hauch von Eleganz ohne den Befehlscharakter zu vernachlässigen, verliehen wir den Kommandos eine eigene Note und schmückten diese insbesondere mit dem Wort „gerne“ aus. Es war fast so, als wäre Jörg Bramer dabei.
Lieber Günter Vielen Dank für die Organisation und den grandiosen Landdienst. Vielen Dank auch an Thomas Rixgens für den Bootstransport und die Geduld mit den Gurten.