Zukunft braucht Herkunft

Es begann 1904 in der Altstadt

 In einem kleinen Sträßchen der Düsseldorfer Altstadt, im "Zinterklöske" in der Hunsrückenstraße, versammelte sich im März des Jahres 1904 eine Gruppe Turner und Schwimmer, die einen Ruderclub gründen wollte. Zwar gab es in Düsseldorf bereits zwei Rudervereine: den Düsseldorfer Ruderverein von 1880 (DRV) und den Wasser-Sport-Verein Rudergesellschaft von 1893 (WSVD), doch am 15. April 1904 fand die Gründungsversammlung mit zehn Mitgliedern statt, die dem neuen Verein den Namen "Ruderclub Germania Düsseldorf 1904 e.V." gaben. Leider nahm der "General-Anzeiger für Düsseldorf und Umgebung" an jenem 15. April 1904 von diesem Ereignis nicht Notiz und berichtete lieber darüber, dass "in Deutschsüdwestafrika der Herero-Aufstand gegen die deutsche Schutztruppe ausgebrochen" war und "Kaiser Wilhelm II auf Mittelmeerfahrt an Bord der Hohenzollern Regierungsgeschäfte erledigte". 

Der neu gegründete Ruderclub Germania wählte einen Vorstand mit Karl Thiele als 1. Vorsitzenden und Theo Cohnen sen. als 2. Vorsitzenden. Bald waren auch die Vereinsfarben blau-weiß und die Clubflagge nach dem Entwurf des Mitglieds Ernst Hering in der noch heute gültigen Form gefunden. Unsere Vereinsgründer besaßen weder Boote noch ein Bootshaus. Das erste Boot war ein für 100 Mark vom WSVD gebraucht gekaufter Doppelzweier. Am 7. Mai 1905 traf das erste schwimmende Bootshaus in Düsseldorf ein und wurde festgemacht. Dort wurde auch die jetzt aus vier Booten bestehende "Germania-Flotte" eingeweiht. Bald stieg die Zahl der Mitglieder auf 35 und die Sehnsucht nach einem festen Quartier.  Am 11. Oktober 1908 - weniger als ein Jahr nach dem Baubeschluss und nach einer Bauzeit von nicht einmal sechs Monaten - wurde das erste feste Bootshaus mit einem Festakt eingeweiht.

Hilfe tat Not

Wie für neugegründete Vereine typisch, wurde ohne fachkundige Ausbildung und damit ohne gute Technik gerudert. Die ersten Rennruderer des RCGD trainierten 1907: erstmals startete ein Germania-Vierer auf den Regatten in Hügel und Ruhrort. 1909 gelang es überhaupt nur zweimal ins Hauptrennen zu kommen. 1909 wurde das Vereinsleben durch einen tragischen Unglücksfall überschattet. Auf einer Fahrt nach Volmerswerth geriet eine Vierermannschaft in eine Baggerkette. Das Boot schlug um, kam unter den Bagger und zerschellte. Zwei junge Ruderer verloren ihr Leben. Nach der Saison beschlossen die Rennruderer, künftig einen erfahrenen Betreuer hinzuzuziehen. Mit Ruderlehrer Götz aus Breslau beginnt im Jahre 1909 das systematische Rennrudern bei der Germania. Götz riss die übrigen Mitglieder mit: Sie kauften einen nagelneuen Rennachter. Ab April 1910 übernahm das Mitglied Brendel das Training. Brendel meldete eine Germania-Crew zu dem am 17. Juli 1910 erstmals ausgefahrenen Kaiserachter in Ruhrort. Mag es eine Verbeugung vor dem Kaiser oder die Begeisterung über den neuen Achter gewesen sein, jedenfalls gingen die bis dahin sieglosen Mannen des RC Germania selbstbewusst an den Start. Und das Unglaubliche wurde Ereignis, von unserer Festzeitung 1924 so gefeiert: "Endlich war der Bann gebrochen. Bei unbeschreiblichem Jubel der Mitglieder und Zuschauer, bei Glockenklang und Sirenengeheul der an der Rennstrecke liegenden Schiffe, konnte unsere wackere Achtermannschaft nach schönem Kampfe in bester Form bei fünf gestarteten Booten mit zehn Sekunden Vorsprung als erste die Ziellinie passieren. Es war ein glänzender Sieg bei gut beschicktem Felde. Unser erster Sieg, ein Achtersieg, ein Kaisersieg! Ein Erfolg, der der rennsportlichen Richtung unseres Clubs eine feste Grundlage gab."

Die Jugend kommt in den Club

1920 fiel die Entscheidung für das Schülerrudern. Der erste Vertrag wurde mit der Lessing-Oberrealschule (später: Lessing-Gymnasium) abgeschlossen, ein Jahr später folgte die Oberrealschule am Fürstenwall (später: Geschwister-Scholl-Gymnasium). Die Schüler organisierten sich selbst mit eigenem Vorstand, Ruderwart, Ausbildern und Ruderältesten und schlossen sich 1930 zur Vereinigten Schülerruderriege zusammen, dem Vorläufer der Germania-Jugendabteilung.

Auswirkungen des "Dritten Reichs"

Spätestens mit der Machtübernahme Adolf Hitlers am 30. Januar 1933 schieden sich im Ruderclub Germania die Geister. Auch die Ruderer wurden von einer staatlichen Sportführung zentral verwaltet. Sie erhielten eine Einheitssatzung verpasst, mussten zum Anrudern und zu nationalen Anlässen zum Fahnenappell antreten, und für Angehörige der SA wurde Rudern zur Pflichtübung. Aber die Olympischen Spiele in Berlin 1936 beflügelten die Sportbegeisterung. Die Nationalsozialisten förderten den Spitzensport in einem bis dahin völlig unüblichen Umfang. Das sportliche Ergebnis von Berlin übertraf besonders bei den deutschen Ruderern alle Erwartungen: sie gewannen in den sieben olympischen Bootsgattungen fünf goldene, eine silberne und eine bronzene Medaille! Einen besseren Ansporn konnte es auch für den Rudersport im RCGD nicht geben.  

Damen ante portas

Ehefrauen und Freundinnen der männlichen Germanen hatten schon früher am Clubleben teilnehmen dürfen, allerdings in angemessenem Abstand. Auch durften sie das gewonnene Silber der Rennruderer putzen oder ihnen Brote schmieren. Aber aufs Wasser gingen die Herren alleine, das war Ehrensache. Oder auch wieder nicht, denn unter strengen Auflagen war das gelegentliche Steuern durch Weiblichkeit erlaubt. Aber selbst das verlief wohl nicht immer problemfrei und bekräftigte eher Vorurteile, wie einer Clubzeitung von 1927 zu entnehmen ist: "In der letzten Mitgliederversammlung ist das Steuern der Damen im Einer (!) und Doppelzweier an Wochentagen wieder freigegeben worden. Die Clubvertretung erwartet, dass diese Freigabe nicht missbraucht wird und dass die Umstände, die zum Verbot des Damen-Steuerns geführt haben, nicht wieder auftreten werden."

Auf Drängen unserer schwungvollen Trainingsleute wurde am 24. März 1938 eine "Frauenabteilung" gegründet. Die Begrüßung der "Frauen und Mädels" durch die Clubführung fiel noch etwas martialisch und säuerlich aus, was Trude Tittgen – seinerzeit Leiterin der Damenabteilung - noch beim 25-jährigen Jubiläum 1963 zu einem ironisch-milden Rückblick animierte: "Allmählich war man im RCGD des trostlosen Dahinvegetierens im rein männlichen Klima überdrüssig geworden. 34 Jahre lang mussten unsere Clubkameraden ein fast asketisch dunkles Dasein führen, spärlich aufgehellt durch ungesunde und geistesarme, dafür lautstarke Versammlungen an der Theke und auf der Kegelbahn. Oder durch gelegentliche Festlichkeiten, bei denen das weibliche Element beim besten Willen nicht entbehrt werden konnte. Im Übrigen hieß es, die Ruderei sei Herrensache, für Damen nicht geeignet. Es war da nur ein kleiner Schönheitsfehler, dass bei einigen anderen Rudervereinen schon Damenabteilungen bestanden, in Düsseldorf sogar ein selbständiger Damen-Ruderverein. Nun, wir wollen diese Zurückhaltung im Ruderclub Germania darauf zurückführen, dass unser Vorstand diese Frage ganz besonders tiefsinnig, gründlich und verantwortungsbewusst geprüft und analysiert hat, bevor er zu Taten schritt. Später war aber dann doch mancher froh, dass die Damen "stets gute Kameradinnen, treue Mitglieder und vor allem verlässlich" waren. Denn mancher stolze Germane landete mit einer in Wind und Wellen erprobten Germanin vor dem Traualtar!" 22 junge Damen gehörten 1938 zu den Gründerinnen, deren älteste – Hilde Hinz – 2015 ihren 100. Geburtstag bei bester Gesundheit feierte. Wenn das kein überzeugendes Argument für das Frauenrudern ist!  

Zerstörung und Neuaufbau

Den Club ereilte die Katastrophe in der Nacht zum 9. September 1942. Nach einem Bombenangriff auf Düsseldorf blieb von dem wunderbaren Club- und Bootshaus auf der Mole des Berger Hafens nur ein Trümmerhaufen übrig. So fing Germania 1946 mit 210 Mitgliedern wieder ganz von vorne an. Aus den Kriegstrümmern wuchs der Club in die sportliche Blüte der 50er- und 60er-Jahre.

Am 11. Juli 1948 wurde auf Initiative von Theo (Döres) Cohnen jr. und in einer Regattaleitung mit Adalbert Tewes vom Düsseldorfer RV und Hans Feldhaus vom Neusser RV erstmals nach dem Krieg die Düsseldorfer Juniorenregatta auf der Duisburger Wedau durchgeführt.

Auch wenn "nur Narren daran glauben mochten" (Originalton Döres) war bald das gesamte Clubleben auf ein neues Bootshaus ausgerichtet. So beschloss die Mitgliederversammlung 1948, das Grundstück "Am Sandacker 43" auf 66 Jahre in Erbpacht zu erwerben. Niemand sah damals voraus, dass sich die Bau- und Umarbeiten in mehreren Abschnitten über Jahrzehnte hinziehen würden bis zu der Gestalt von Club- und Bootshaus, wie sie heute präsentiert werden kann. Die Bauerei wurde zu einer argen Strapaze. Da jeder Pfennig kostbar war, leisteten die Mitglieder ungezählte Arbeitsstunden. Artur Klopprogge, der damalige Zerberus von Booten und Bootshaus, setzte in der Mitgliederversammlung vom April 1948 den folgenden Beschluss durch:

"Herr Klopprogge berichtet über die zu leistenden Planierungsarbeiten am Bootshaus-Neubau und gibt bekannt, dass jeder aktive Ruderer 15 Arbeitsstunden leisten muss, bevor er rudern darf."

Als dann an einem strahlenden Sonntagmorgen des 8. Juni 1952 Einweihung gefeiert wurde, verbunden mit der Taufe von sieben Booten, war die Germania-Familie erleichtert und stolz. Dieser Tag war ein weiterer Meilenstein in der Geschichte des Clubs. Hinein in die Freude über das neue Bootshaus platzte die "unglaubliche" Nachricht von der ersten Deutschen Meisterschaft für den RCGD, der ersten Rudermeisterschaft für Düsseldorf überhaupt. Der kühl kalkulierende Trainer Dr. Theo Cohnen hatte mit den Neunzehnjährigen Theo Henke, Horst Kloeters, Dieter Verleger und Claus Heß in Flörsheim den Titel im Leichtgewichts-Vierer ohne Stm. gewonnen. Die helle Begeisterung führte damals Theo Cohnen‘s Feder bei seinem Bericht: "Wir konnten es lange nicht fassen. Der erste Germanenstart auf einer Meisterschaft gleich ein Sieg! Dazu noch in einer so klassischen Bootsgattung wie dem Vierer-ohne! Die Ehrung der jungen Meister durch Herrn Dr. Wülfing, dem 1. Vorsitzenden des Deutschen Ruderverbandes, durch Herrn von Opel und durch viele andere, begleitet von Fanfarenstößen und dem Jubel der Zuschauer, die eine herrliche Rudertechnik verbunden mit starkem kämpferischen Einsatz objektiv anerkannten, all' das war ein Film, der leider viel zu schnell abrollte."

1955 und 1956 wurden Claus Heß und Helmut Sauermilch in der technisch schwierigsten Bootsgattung, im Zweier ohne Stm., Deutsche Meister. 1956 erwarben sie damit auch die Flugkarte zu den Olympischen Spielen. War diese Tatsache schon wegen der so bescheidenen Clubverhältnisse ein kaum fassbarer Gipfelpunkt, so wurde alles noch großartiger durch den Austragungsort der Wettkämpfe in Melbourne.

Interner Zweikampf

Aber auch im Breitensport kam es zu neuen Höchstleistungen. Bei den Fahrtzielen und bei den Kilometer-Leistungen durchbrachen die Aktiven immer neue "Schallmauern". Eine Ursache dafür war der "Wettkampf der Systeme" zwischen Leistungs- und Breitensport, der in den 50er-Jahren bei Germania mit voller Wucht und mit allen Haken und Ösen ausgetragen wurde. Mag das teilweise auch mit akribischeren Auszählverfahren zusammenhängen, so sind doch Jahresleistungen von über 160.000, 170.000 bis zum absoluten Rekordjahr 1996 mit 180.926 km nur noch als Ausdruck einer extrem sportbegeisterten Clubgemeinschaft zu bezeichnen. Ganz natürlich belegten die Germanen auf diese Weise seit 1980 beim Wanderruderpreis des Deutschen Ruderverbandes laufend die Spitzenplätze.

Zum sichtbaren Symbol des sportlichen Aufschwungs wurde damals die Einweihung des erweiterten Clubhauses 1959. Es war nach fünfjähriger Bauzeit wieder mit einer Menge Eigenleistung räumlich getrennt von der Bootshalle errichtet worden. Nach 17-jähriger Unterbrechung standen endlich wieder eigene Clubräume zur Verfügung.

Die Germanen erobern die Welt

Neben Karl Adam, dem "Ruderprofessor vom Ratzeburger Küchensee", wurde Dr. Cohnen weltweit zum Synonym für modernste Trainingsmethoden und deutsche Ruderklasse. Die Losung hieß: "Geh' zu Cohnen, es wird sich lohnen!" Kein Talent hat es je bereut, bei ihm trainiert zu haben. Auch fertige Ruderer zog es zu noch größeren Erfolgen an den Rhein. Germanias Ruderer eilten in den folgenden Jahren von einem Triumph zum nächsten. 1958 wurden in einer Saison 48 Rennen gewonnen, davon 32 in der Eliteklasse, darunter drei Deutsche Meistertitel und zwei Europäische Silbermedaillen. 1959 gelang der bis dahin größte Erfolg, die Europameisterschaft im Vierer mit Stm. in Mâcon. 

Alles Hoffen und Bangen war nun auf die Olympischen Spiele in Rom 1960 gerichtet. Die Olympische Saison war übervoll an Stress und sportlichen Enttäuschungen. Niemals hat es in Deutschland eine solche Fülle an Ruderern der Weltklasse gegeben. Es war schwieriger, Deutscher Meister als Olympiasieger zu werden! In diesem Ausleseprozess scheiterten im Einer Klaus von Fersen und im Vierer ohne Stm. Klaus Wegner, Manfred Uellner, Claus Heß und Günter Schroers auf der Ziellinie bei den Olympiaausscheidungen gegen die DDR. Die fünf anderen aber erfüllten sich, ihrem Trainer und dem Ruderclub Germania einen Traum: Gerd Cintl, Horst Effertz, Klaus Riekemann, Jürgen Litz und Steuermann Michael Obst wurden am 3. September 1960 in Rom Olympiasieger im Vierer mit Stm.
 Bei ihrer Rückkehr wurden unsere Olympioniken in einer selten erlebten Begeisterung von der Bevölkerung der Landeshauptstadt empfangen. Ein triumphaler Autokorso vom Flughafen durch die Stadt endete mit einem unvergesslichen Empfang im Festzelt in Hamm. Die Stadt Düsseldorf schenkte dem Club einen Rennachter, der 1961 von Oberbürgermeister Vomfelde auf den Namen "Rom" getauft wurde. Der Bundespräsident zeichnete die siegreichen Olympioniken mit dem Silbernen Lorbeerblatt aus, der höchsten Deutschen Sportauszeichnung. Damit waren schon zweimal Klaus von Fersen, die Europameister von 1959 und auch der Ruderclub Germania selbst - vertreten durch den Vorsitzenden Kurt Schwelm - für vorbildliche Sportförderung geehrt worden. Nachdem 1967 auch Günter Schroers und 2012 Lukas Müller ausgezeichnet wurde, waren insgesamt 14 Silberne Lorbeerblätter an den RCGD gegangen!  

1964 erstrahlte der Name des Ruderclub Germania wieder einmal im hellen Licht. Die Europameisterschaften fanden vor der Haustür statt, auf der Bosbaan in Amsterdam. Der Vierer-ohne wurde zu einem dramatischem Duell zwischen dem dänischen und dem deutschen Boot: die Dänen "krebsten" im Endspurt - unser Boot in der Besetzung Misselhorn, Müller, Effertz, Schroers wurde Europameister 1964.  

Folgerichtig erwartete die Ruderwelt bei den folgenden Olympischen Spielen in Tokio vom hoch favorisierten "Germania-Vierer" eine weitere olympische Goldmedaille. Bei den Endläufen klebte die Nation zu Hause und in den Büros an den Radios. Doch an einem vom Winde verwehten Finaltag verflogen auf dem Toda-Kurs alle hohen Siegeserwartungen: nur ein 6. Platz! Die sportliche Enttäuschung ließ gleichwohl nie einen Zweifel aufkommen, dass auch dieser Germania-Vierer Clubgeschichte geschrieben hat.  

Interessengemeinschaft Jugend – Trainingszentrum

Weit in die Zukunft unseres Rennsports wies das 1977 eingeweihte Trainingszentrum im Düsseldorfer Hafen. In einer für Düsseldorf neuen Zusammenarbeit verbanden sich Ruderer - damals RCGD und WSVD - und die Kanuten der Rheintreue zu einer "Interessengemeinschaft Jugend - Trainingszentrum". Hier formten Germania‘s Trainer und ihre Helfer viele unserer Sportler zu Meistern bei nationalen und internationalen Wettbewerben.  

Die Zeiten erfolgreicher reiner Vereinsmannschaften sind längst vorbei, aber Germania stellt auch weiterhin Spitzensportler aus eigenen Reihen. Herausragend bis ins neue Jahrtausend sind die Europa- und Weltmeister-Medaillen der Leichtgewichte Felix Otto 2003 bis 2007 und Robby Gerhard 2008 und 2009; der knochenharte Weg in die Nationalteams führt aber nur noch über Leistungszentren und Stützpunkte in die jeweiligen Kader. 

Waren Germania’s olympische Erfolge der 60er Jahre einmalig und nicht wiederholbar? Keineswegs! Lukas Müller ist den steinigen Weg gegangen und hat gegen härteste Konkurrenz einen Platz im Paradeboot „Deutschlandachter“ erobert. 36 Mal in Folge war sein Team gegen die Weltelite aus allen Kontinenten ungeschlagen, drei WM-Titel waren der süsse Lohn mit der Krönung durch die Goldmedaille im olympischen Endlauf in London 2012. Mit einer solchen Serie hat er für sich – und für Germania – einen historischen Ehrenplatz im Rudersport erreicht.

100 Jahre – und kein bisschen müde

Es ist keine Frage, dass der RCGD auch mit über 100 Jahren unter den deutschen Rudervereinen bis in die Gegenwart eine Spitzenstellung einnimmt. Die Position beruht nicht allein auf Erfolgen bei Regatten, sie stützt sich auf eine Vielzahl von Aktivitäten, Engagements und Leistungen – oft mit enormer Breitenwirkung in der Gesellschaft. 

Förderpreise der Landeshauptstadt Düsseldorf konnten mehrfach seit 2003 errungen werden, Ehrungen verdienter Sportler im Rathaus gibt es fast im Jahresrhythmus, Landes-Leistungsstützpunkt sind wir seit 2014, den „Karl-Heinz Wanders Preis“ für besondere Verdienste im Düsseldorfer Sport errang der Club ebenfalls 2014. 

Schon 1990 fanden sich einige Mutige, die den Rudertag des Deutschen Ruder Verbandes in Düsseldorf mit 400 Gästen organisierten, damals noch unter ArGe-Namen; 2004 richtete der Club das Wanderruder-Treffen als 3-Tages-Veranstaltung mit 500 Teilnehmern aus.

2010 ging es dann in einem grossen Sprung voran. Unter der Leitung vom jungen Vorsitzenden Gunnar Hegger entstand in zweijähriger Bauzeit das neue moderne Bootshaus mit allen Annehmlichkeiten der Neuzeit, das den Germanen für viele Jahrzehnte ein angenehmes und hochwertiges Zuhause sichert. 

Unsere sportlichen Frauen wagten 2009 den Einstieg im Achter in die Ruder-Bundesliga, zwar zunächst nur mit mässigem Erfolg, aber Frauen-Power ist in allen Bereichen angesagt. Nicht nur auf dem Wasser, auch beim Ergo-Rudern sind unsere Mädels bis in die internationalen Wettbewerbe und Weltmeisterschaften vorne dabei. Apropos Frauenpower: Germania braucht keine politische Nachhilfe in Sachen „Spitzenjobs für Spitzenfrauen“, die Clubführung liegt seit 2013 in den Händen von Melanie Lack, den Bereich Leistungssport  im Vorstand führt die ehemalige Leistungsruderin Kathrin Schmack.  

Spitzensport und Breitensport verschwimmen beim traditionellen Düsseldorfer Marathonrudern, wenn mittlerweile bis zu 900 Ruderer aller Alters- und Leistungsklassen den Kampf gegen Wind, Wellen und den inneren Schweinehund auf der Strecke Leverkusen-Düsseldorf aufnehmen und um Gold, Silber und Bronze kämpfen. Bis zum 50-jährigen Jubiläum der Veranstaltung 2021 sind es nur noch wenige Jahre.  

Durch den Sport entwickeln sich Freundschaften fürs Leben. Im RCGD hat sich eine solche Verbindung zum irischen Fermoy RC entwickelt, die nunmehr schon über 25 Jahre anhält. Gegenseitige Besuche, gemeinsame Fahrten und familiäre Verbindungen sind ein schönes Zeichen gegenseitiger Wertschätzung. 

Insgesamt organisiert der RCGD drei jährliche Gross-Veranstaltungen mit grosser Beteiligung und hohem Aufmerksamkeitswert. Neben dem Rheinmarathon sind dies der Weihnachts-Ergo-Cup (2015 zum 5. Mal) und seit 2015 „Düsseldorf am Ruder“ für Menschen mit Krebs in Zusammenarbeit mit der Krebsgesellschaft NRW. 

Germania’s Jugendarbeit und die Zusammenarbeit mit Düsseldorfer Schulen ist beispielhaft. Das Programm „Düsseldorf’s schnellste Ruderklasse“ ermittelt Talente aus den teilnehmenden Schulen und führt sie spielerisch an den Leistungssport heran, betreut von einem Team aus C-, B- und A-Trainern. 

Rudern ist bekanntlich Teamsport. Unser Wissen zu diesem Komplex ist reichhaltig und langjährig erworben. In diversen Veranstaltungen konnte dieses Wissen an Aussenstehende weitervermittelt werden, 2014 auch an die erste Mannschaft der F95 Fortuna in einem Event der besonderen Art unter den Augen der versammelten Düsseldorfer Presse.

111 Jahre RCGD

111 Jahre RCGD – unter diesem Motto stand 2015 ein phänomenales Karnevalsfest im Club, das seinesgleichen sucht. Ein „Achter-Rat“ (man braucht keine 11 dazu) liessen es krachen mit tollem Programm aus eigenen Reihen und Bands vom Lautesten und Feinsten.  Ein proppevolles Haus bewies, dass Germanen nicht nur rudern können. Höhepunkt der Session war allerdings 70 Jecken in Germania-Blau-Weiss als Teilnehmer am Düsseldorfer Karnevalszug, die 700 Kilo (!) Wurfmaterial bei Kaiserwetter unters Millionenpublikum brachten.

Die olympische Zukunft

Die finanziellen Verwerfungen der vergangenen Olympiaden zeigen, dass es zwar immer schneller, höher und weiter gehen kann, aber nicht noch teurer. Überbordende Kosten haben das Ende des Gigantismus eingeläutet - die olympischen Spiele müssen schlanker werden – auch teilnehmermässig. 2020 in Tokyo ist noch ein Jahr des Übergangs, dort dürfen Leichtgewichts-Ruderer noch starten und der RCGD hofft auf die Teilnahme einer Germanin. 2024 in Los Angeles dürfen dann allerdings nur noch die „Schweren“ antreten, wodurch sich die Kopfzahl in der Sportart Rudern kräftig reduziert. Andere Sportarten sind genauso betroffen.

Und dann noch Genderizing – das neue Schlagwort in allen Sportarten trifft auch uns. Gemeint ist die Gleichberechtigung der Geschlechter in allen Lebensbereichen, bis hin zur Startberechtigung bei internationalen Meisterschaften und olympischen Spielen. Konkret: im Rudern wird es dann im Gegensatz zu heute die gleiche Zahl an Rollsitzen für Männer und Frauen geben.

Der Ruderclub Germania wird sich hierauf einstellen müssen und seine Nachwuchsarbeit entsprechend anpassen. Gesellschaftspolitische Auflagen machen die Arbeit der Vorstände nicht einfacher aber wir stellen uns auch dieser Herausforderung.

 

… und wie geht es weiter

… und wie geht es weiter 

Vitalität, Leistungsbereitschaft und fortwährende Weiterentwicklung sind eine gute Basis um Herausforderungen in einer Gesellschaft zu bestehen, die mehr und mehr zu Bequemlichkeit neigt und Sport eher als Zuschauer konsumiert als selbst betreibt. Dagegen scheint der RCGD immun zu sein, denn die Entwicklung unserer Mitgliederzahlen und andauernde Aktivitäten aller Art zeigen, dass der Ruderclub Germania Düsseldorf auf gutem Weg in die Zukunft ist.