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Das Leben nach dem Olympiasieg
Lukas Müller (29 Jahre) vom Ruderclub Germania Düsseldorf saß von 2010 bis 2012 im Deutschland-Achter, der bis zum Olympiasieg 2012 in London ungeschlagen war. Das Maschinenbau-Studium beendete er kürzlich (Bachelor 2014, Master 2016).
Mit 16 Jahren fing er in Wetzlar mit dem Rudern an, 2008 ruderte er erstmals in der Nationalmannschaft, mit 21 Jahren. Mit dem U23-Achter wurde er in dem Jahr Vierter, im Jahr darauf U23-Vizeweltmeister. Der 2,08 Meter große Lukas Müller wechselte 2009 nach Düsseldorf. Anschließend folgte die Siegesserie mit dem Deutschland-Achter, zudem die Wahl zu Deutschlands Mannschaft des Jahres 2012.
Lukas, wann hast du dir das letzte Mal das Goldfinale von London angeschaut?
Lukas Müller: Etwa vor einem halben Jahr über YouTube. Es ist schön, sich das Gefühl noch einmal in Erinnerung zu rufen.
Wie hast du die Olympischen Spiele in Rio miterlebt?
LM: Ich war mit meiner Frau in Schottland im Urlaub und habe mir neben Rudern auch andere Sportarten im Fernsehen angeschaut. Die Begeisterung der britischen Kommentatoren war schon sehr beeindruckend. Ich hätte gerne die Stimmen meiner ehemaligen Teamkollegen mitbekommen, aber die gab es im britischen Fernsehen leider nicht zu sehen.
Wirst du noch hier und da zu Veranstaltungen eingeladen?
LM: Ja schon, allerdings waren für mich schon immer die Öffentlichkeit und der Rummel um den Achter nicht so wichtig. Ich bin kein Typ für den roten Teppich. Aber Rudern ist ohnehin eine Randsportart, auf der Straße werde ich nicht erkannt, das ist gut so. Dennoch bin ich gerne zum Beispiel als sportlicher Botschafter bei der Veranstaltung „Düsseldorf am Ruder für Menschen mit Krebs“ dabei. Das liegt mir sehr am Herzen, zumal auch ein ehemaliger Trainingskollege erkrankt ist.
Die Entscheidung, mit dem Leistungssport aufzuhören, war rückwirkend gesehen vermutlich immer die Richtige?
LM: Ja, es war in jedem Fall die richtige Entscheidung. Besser hätte es sportlich ja nicht werden können. Ich wollte mich weiterentwickeln und vor allem für das Studium mehr Zeit haben und somit dort auch besser werden. Ich war schon als Ruderer Quereinsteiger, im Beruf wollte ich es nicht auch sein. Die Zeit im Unternehmen während der Bachelorarbeit z.B. wäre mit dem Leistungssport nicht vereinbar gewesen. Man hat einfach deutlich weniger Zeit für das Studium, wir haben zwei- bis dreimal täglich trainiert, sieben Tage die Woche.
Was steht nun beruflich an?
LM: Ich bewerbe mich derzeit für einen Arbeitsplatz und nutze die jetzige Zeit zum Beispiel, um mein Englisch weiter zu verbessern.
Und wie sieht es mit dem Rudern und allgemein mit Sport aus?
LM: Seit dem Umzug vor einem halben Jahr bin ich nun länger nicht mehr im Fitnessstudio gewesen. Bei gutem Wetter steige ich weiterhin auf das Rennrad. Gerudert bin ich vor etwa drei Jahren das letzte Mal, im Zweier mit meinem ehemaligen U23-Ruderpartner Niclas Orlowski. Wenn ich zukünftig an den Wochenenden von der Arbeit abschalten kann und keine Studienarbeiten mehr fertigstellen oder für Klausuren lernen muss, komme ich vielleicht wieder mehr zum Sport.
Vielen Dank für das Gespräch, Lukas. Und alles Gute, vor allem auch für die berufliche Zukunft.
LM: Vielen Dank ebenso!
zum 1. Foto "Düsseldorf am Ruder": Lukas Müller mit Germanias aktuell erfolgreichen Leistungssportlern (Erfolge 2016). Hinten links Lukas Müller, Daniel Tkaczick (U23-WM Ersatz), rechts Anton Schulz (U23-WM Teilnehmer), vorne links 2. stellv. Vors. Leistungssport Kathrin Schmack, Leonie Pieper (Vize-Weltmeisterin), Caroline Meyer (WM-Finalistin, ab diesem Jahr wieder für die Germania am Start), Leonie Menzel (U19-WM Finalistin).