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RCGD-Farben in Argentinien

Eine RCGD-Flagge ist nach Argentinien ausgewandert

Ein Argentinier ist nun im Ruderclub Germania Düsseldorf. Eine Club-Flagge in Argentinien. Die Begeisterung für Deutschland, die Kultur, die Sprache und das Vernetztsein von Ruderern weit über die Düsseldorfer und deutschen Grenzen hinweg begeistern Santiago Tettamanti. Ihn motivierte die im Clubhaus hängende sichtbare Verbundenheit mit dem irischen Fermoy Rowing Club und fragte nach einer Flagge für seinen Heimatverein.

Es fing zunächst damit an, dass der Argentinier mit italienischen Wurzeln im Sommer 2023 auf den RCGD aufmerksam wurde. Er sprach den damaligen Trainer Jan Milles an. „Hallo, ich bin neu hier, ich will rudern“, erinnert er sich freudig. Mit seinen zu der Zeit 33 Jahren fand er den Weg direkt zu der Mastersgruppe, die mit ihren Rennbooten im Düsseldorfer Medienhafen ansässig ist. Da er schon in seiner Heimat nahe Buenos Aires im Club de Regatas La Plata ruderte, stieg er direkt mit ein. Dort in Argentinien fing vor zehn Jahren seine Leidenschaft für das Rudern an. Er kam damals an dem Wassersportverein zufällig mit dem Fahrrad vorbei, erkundigte sich und begann schließlich mit dem neuen Sport. Es ergab sich, dass er u.a. bald der Sparringspartner der Para-Mannschaft wurde. Denn als Lehrbeauftragter an der Universität, als Architekt und aufgrund begrenzter Zeit war mehr als fünf bis sechs Mal Training pro Woche nicht machbar, abends war Zeit. Also war der Einstieg bei den Masters in Düsseldorf mit seiner Rudererfahrung unkompliziert.

Aber warum landete Santiago Tettamanti überhaupt in Deutschland? „Ich weiß nicht warum, es war immer schon so, ich bin in Deutschland verliebt. Ich finde die Sprache toll, ja, sie ist auch schwierig.“ Sein Akzent ist noch gut zu hören, aber das gehört dazu, anders wäre es schade. „Am Anfang war total Katastroph“, sagt er im nicht perfekten Deutsch. Er sagt selber dazu, dass er noch so viel lernen müsse. Englisch gibt es in Argentinien in der Schule, ansonsten ist das Leben in Südamerika bekanntermaßen nahezu komplett von Portugiesisch und Spanisch geprägt. Mit elf Jahren lernte er damals eine Frau kennen, die aus Bonn kam. „Wir haben viel gesprochen, viel erzählt. Wow!“ So viel zu der schon frühen Leidenschaft für die Sprache. Zudem hatte er als halber Italiener (die Großeltern kamen aus Italien) früh den engen Bezug zu Ferrari, damit zu Michael Schumacher, war zudem begeistert von Vettel und Frenzen. „Auch der Fußball in den 90er Jahren, großartig. Kahn und so.“ Ihm war als Kind klar… „ich will deutsch lernen!“ 

Ein Schlüsselerlebnis 2018, er traf Deutsche, man sprach aber englisch. Er wusste, er muss etwas unternehmen. So hatte er einmal wöchentlich Unterricht, „das ist für euch nicht so viel“, das reiche nicht, um Deutsch zu lernen. Da lag es nahe, nach seinem Abschluss zum Architekten (2019) und nach der Coronapandemie mit Homeoffice nach Deutschland zu gehen. Auch weil er mehr über die Kultur und die Menschen lernen wollte. „Und die Technik, die Architektur ist ganz anders.“ Die Argentinier würden vieles denken, aber was ist da überhaupt dran, war seine Neugier. Er ging zunächst, mit einer Tasche und 150 Euro, zum Arbeiten in die Niederlande, wo seine Schwester bereits einige Zeit lebte. In Gronau belegte er einen Deutschkurs. 2023 dann der Schritt nach Düsseldorf und damit in den RCGD.

Santiago Tettamanti lag es schon bald sehr am Herzen, die positiven Erfahrungen mit seinem Club in Plata zu teilen, die Jugendlichen dort zu motivieren, sich für eine andere Sprache und Kultur zu interessieren. „Wir kennen es hier auch nicht, so verbunden mit anderen Vereinen zu sein. Unser Land ist ganz, ganz groß, wir kennen nicht viele andere Ruderer. In Deutschland ist es normal, man kennt sich.“ So kam wie bereits erwähnt der Wunsch nach einer Germania-Flagge, die er gerne in seine Heimat mitnehmen wollte. „Masters-Kollege Bernhard Sinzig nahm es in die Hand, Hermann Höck vermittelte, und schon übergab Fabian Pilatus eine Flagge, die nun nach Argentinien ausgewandert ist. Dort präsentierte der Argentinier kürzlich neben der Flagge auch den Germania-Einteiler. „Es gibt viele Studenten in Düsseldorf, im Club, das wäre doch eine tolle Chance für unsere Jugendlichen. Wie gut ist ein Verein für Integration! Und es macht es ganz einfach, die Sprache zu lernen. Ich bin der erste des Clubs in einem auswärtigen Verein.“

Er schwärmt geradezu von seinem Leben in Deutschland. „Super, ganz, ganz cool. Ich möchte lange bleiben.“ Bis zu viermal rudert er im Hafen, mal im Doppelzweier mit Jan Loosen, auch mal mit Bernhard, oder im Doppelvierer, mal im Einer. Regatten fielen im vorigen Jahr leider hier und da aufgrund von Hochwasser aus, dennoch erlebte er ein intensives Miteinander. „Die Ruderkollegen sind großartig!“ Auch erzählte er begeistert von seinem Erlebnis mit dem Rheinmarathon, wo der ehemalige Masters-Trainer Günter Schroers mit Mitte 80 sein Steuermann war. Im Gegenzug Bernhard Sinzig über ihn: „Das ist ein total netter Kerl, ein Gewinn für uns alle!“ 

Noch dazu „der Klopper des Jahres“, wie Bernhard es nennt. Über den Verein lernte er kürzlich eine Frau aus Vancouver kennen, die Deutsch lernen wollte. Er könnte sein Englisch verbessern, eine Win-Win-Situation. Ihr Akzent erschien ihm „Spanisch“. Sie komme tatsächlich aus Argentinien, aus Plata. „Der Wahnsinn, ich kenne nur zwei Argentinier, beide kommen aus dem selben Ort! Die beiden trafen sich daraufhin bereits in Düsseldorf.“ Und schon war die Ruderwelt wieder ein Netzwerk.

Fotos: privat, 1 Foto Rheinmarathon: rowerhead

RCGD-Farben in Argentinien


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