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Jugendsommerwanderfahrt 2024 aus Seniorensicht

Als nunmehr Endfünfziger hatte ich das Privileg an der diesjährigen Jugendsommerwanderfahrt nach Friesland teilzunehmen.

Wie kam es dazu? 

Allzu gerne würde ich hier schreiben, dass ich von der Jugend gefragt worden bin mitzufahren, weil wir so eine gute „connection“ haben und die „vibes“ stimmen, doch neutral betrachtet, kannte ich vor der Fahrt nicht einen der Teilnehmenden und nur die Tatsache, dass ich Obmann bin und den Bus samt Bootsanhänger fahren darf, qualifizierte mich für diese Aufgabe. Unser Jugendwart Ole hatte 13 Interessierte rekrutiert, aber nur einer war volljährig und somit die benötigten Freigaben und Führerscheine nicht vorhanden. Hermann stellte die Verbindungen her und somit verstärkten Sebastian Mathar und ich die Truppe mit unseren geballten Erfahrungen im Wanderruderbereich.

Was war wie immer? 

Beim Verladen der Boote gab es Leute, die die anstehenden Tätigkeiten erkannten und angingen und wiederum andere hatten sich wohl lange nicht mehr gesehen und führten intensive Gespräche und merkten nicht was um sie herum so alles zu erledigen war. Eigentlich wie immer. Mein erster Eindruck verfestigte sich zum Glück während der Fahrt nicht. Sobald wir einen kleinen Hinweis gegeben hatten was noch zu tun sei, wurde dies prompt angegangen.

Was war neu?

Während der Sternfahrten, ausgehend von unserem Zeltplatz in Akkrum, spielte natürlich die permanente Motivation der Truppe eine große Rolle. Morgens wurde mit Ole beschlossen wohin es gehen sollte und Fragen über das „Wie weit noch?“ oder „Wie viele KM haben wir schon?“ beantwortete ich wie gewohnt mit dem Brustton der Überzeugung, aus dem Bauch heraus, immer der Situation angepasst und schöngerechnet. Damit kommt man als Obmann heutzutage nicht mehr durch. Meine hochmotivierende Aussage „Noch maximal 2 KM zur Mittagspause! Dann haben wir die Hälfte geschafft!“ wurde stante pede mit der Hilfe von Tracking apps völlig negiert. Zitat: „Laut meiner App sind es noch 3,5 KM und der Rückweg ist auch länger als der Hinweg. Außerdem haben wir dann voll den Gegenwind“. 

Was war unerwartet?

Am zweiten Rudertag sind wir trotz schlechter Wettervorhersage in die Boote gestiegen. Den ersten Regenguss konnten wir unter einer Straßenbrücke abwarten. Als wir dann nach der Mittagspause in die Boote steigen wollten, rollte ein Gewitter über uns hinweg, das wir aber unter dem Eingangsdach des Sneeker Theaters aussitzen konnten. 13 Jugendliche auf engem Raum, keine Besserung in Sicht. Wie ein Mantra wiederholten Sebastian und ich in unregelmäßigen Abständen die Sätze „Da hinten wird es heller.“, „Ich kann jetzt schon wieder das Haus am Ende der Strasse sehen.“ und „Laut App ist der Regen in 15 Min. vorbei.“.  An dieser Stelle habe ich erwartet, dass die Stimmung kippt. Aber was macht die Jugend von heute? Einer packt den Akkulautsprecher aus, der Andere sucht eine Playlist aus und der Nächste holt ein Kartenspiel heraus. Schwuppdiwupp sind 90 Minuten um und das Gewitter in weiter Ferne.

Stockbrot stand garantiert noch nie auf dem Speiseplan einer meiner Wanderfahrten. Ohne Lagerfeuer, ohne Stöcke und mit einem Teig der einfach nicht fest werden wollte gestaltete sich die Backphase sehr schwierig. Auch hier bewiesen einige Hungrige durchaus Kreativität als auch Ausdauer, holten die Kochkellen aus den Kisten und hielten diese mit dem Teig darin über die Gasflammen. Keine 30 Minuten später war zumindest EIN Brötchen essbar und wurde gerecht aufgeteilt.

 

Fazit

Mir hat die Fahrt viel Spaß gemacht, aber :“Nächste Jahr bitte ohne mich.“ Warum? Idealerweise sollte die Jugend unter sich bleiben. Macht in den nächsten Monaten Eure Führerscheine und Steuermannslehrgänge, damit Ihr uns nicht mehr braucht. Wenn Not am Mann ist, fahre ich gerne wieder mit.


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