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Küstenrudern
„La máquina“ oder die einzige intrinsische Motivation, in den Ferien mitten in der Nacht aufzustehen
Nach der erfolgreichen World Masters Regatta in Libourne/Frankreich habe ich mir noch einen kleinen Anschlussurlaub in Spanien gegönnt. Eine Freundin, die mittlerweile an der Costa Blanca lebt, hatte mich bereits mehrmals nach Calpe eingeladen, so dass ich schließlich nicht mehr nein sagen konnte, zumal ich in Libourne schon auf halben Weg dorthin war. Und weil ich vom Rudern immer noch nicht „die Schnauze voll“ hatte, habe ich nach ein paar Tagen des Ausschlafens, Seele-baumeln-lassens und Baden-gehens beschlossen, im dortigen Club Nautico mal nachzufragen, ob ich nicht das Küstenrudern ausprobieren könne. Beim morgendlichen Joggen hatte die Freundin ein Ruderboot beobachtet und im Internet fand ich schließlich die entsprechende Homepage des Clubs. Also nix wie hin in den Hafen, im Schlepptau eine Muttersprachlerin, da mein Spanisch durchaus doch noch Luft nach oben lässt. Die Herrschaften ließen mich allerdings ganz schön abblitzen, erklärten mir, ich hätte mich im Voraus rechtzeitig übers Internet anmelden müssen. Sie wollten eine Gebühr von 70 Euro für einen Monat Trainingsteilnahme haben und sagten, dass das alles so spontan nicht ginge. Oh ha, da sage mal einer wir Deutschen seien bürokratisch oder kompliziert!!!
Aber ein glücklicher Zufall spielte mir in die Hände. Bei einem Altstadtbummel landete ich in einer Boutique. Die Inhaberin bediente mich sehr nett und bedauerte, dass Sie den Pyjama, den ich dort anprobierte, nicht mehr in Größe XL hätte. Ich selber rechtfertigte mich und erklärte, dass mein Kreuz nur vom Sport, also um genau zu sein vom Rudern, so breit sei. Vom Rudern??? Du ruderst ??? Warum kennen wir uns dann nicht, ich rudere auch!!! Nachdem ich mit meinen paar Brocken Spanisch erklärte, dass ich nur zu Besuch sei und man mir ein „Schnuppertraining“ verwehrt hatte, beschloss Sie kurzerhand, dass ich doch mit ihrer Trainerin persönlich sprechen solle - und schon hatte sie deren Nummer gewählt. Ich habe versucht zu erklären, dass ich einfach mal gerne in einem Küstenruderboot gerudert wäre. Ich habe ehrlich gesagt nicht alles verstanden, was am anderen Ende gesprochen wurde, aber dann nahm mir Clari das Telefon aus der Hand und sagte: Rosa, wenn Du die sehen würdest... (sie hat mich ja im Pyjama in Ihrer Boutique gesehen) „es una máquina“. Also, das habe ich verstanden. Aber wer mich kennt, weiß, dass ich ziemlich durchschnittlich groß und mit meinem BMI ziemlich durchschnittlich schwer. Aber wie alles im Leben ist das relativ. Kurzerhand durfte ich nun doch sehr spontan am nächsten Morgen mein Abenteuer beginnen. Bei 7:00 Uhr Trainingsbeginn (mit entsprechendem Vorlauf von 25 min Radfahren, Zähneputzen und kurzem Frühstück) bedeutete das im Urlaub, gefühlt mitten in der Nacht aufzustehen. Tatsächlich kam ich im Dunkeln im Hafen an, im Dunkeln wurden die Vorbereitungen getroffen, die Boote zu Wasser zu lassen. Jedoch wurde ich echt entschädigt: Beim Morgengrauen mit dem Sonnenaufgang auf dem Mittelmeer zu rudern war ein echter Traum, da braucht es nicht mehr viele Worte.
Ich habe einen weiteren Ruderclub gefunden, bin eingeladen worden, jederzeit wieder zu kommen. Ich hoffe im Gegenzug vielleicht mal ein paar Ruderer von dort zum Marathon begrüßen zu können. Schließlich konnten die Wetterbedingungen dieses Jahr durchaus mit denen des Küstenruderns mithalten.