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Blöd - warum bloß sind die Reusen auf den Karten nicht eingetragen?

Last Exit Mirow

Unsere Ruderwanderfahrt Anfang Juli zur Mecklenburgischen Seenplatte lässt sich in zwei Statistiken zusammenfassen: Zweimal landete die Kappe von Engelbert Hohn im See, mindestens dreimal steuerte Uli Heyse sein Boot in eine Reuse.  

Dass wir Engelberts Kappe aus dem Wasser fischen mussten, lag am Wetter. Teilweise wehte ein starker Wind, der nicht nur die Wellen in den Seen hochpeitschte, sondern auch Kopfbedeckungen zu Flugobjekten machte.  

Und dass Uli gelegentlich eine Reuse übersah, ist auch einfach zu erklären: Als Fahrtenleiter (auf Uli-Sprech „Fahrtendödel“) entschied er am zweiten Tag, dass die Boote hinfort per Fuß zu steuern seien. Und lag damit völlig richtig. Denn wir waren eine zwar tapfere, aber kleine Truppe, sechs Mann und eine Frau, unterwegs mit einem Vierer und einem Dreier. Die hatten wir am ersten Tag zu einem Dreier beziehungsweise Zweier mit Steuermann umgebaut.  

Angesichts von Windböen und kabbeliger See wackelten die Boote jedoch heftig und wir Ruderer gerieten schnell an körperliche Grenzen. Zudem meldete sich Jürgen Kroneberg am dritten Tag wegen „Rücken“ als „ruderuntauglich“ ab, stand uns aber in den folgenden Tagen als treuer Fahrer und Helfer zur Seite. Per Fuß gesteuert und damit mit einem Ruderer mehr lief es besser. Das unvertraute Gelände forderte allerdings die Fußsteuermänner heraus. So war es unvermeidbar, dass ein Boot manchmal, zum Glück ohne Schaden zu verursachen, in eine Reuse lief, in den schmalen Kanälen das Uferschilf touchierte oder sich in einem der vielen malerischen Seerosenteppiche verhedderte.  

Frohgemut erkundeten wir– von der kleinen Residenzstadt Mirow ausgehend – das engmaschige Geflecht von Seen, Flüssen und Kanälen der Mecklenburger Seenplatte während sechs Tagesfahrten in drei Himmelsrichtungen: In Richtung Süden durch Zotzensee, Vilzsee und dann mit einer Nordkurve bis zum Schwarzer See; in Richtung Norden durch Leppinsee, Woterfitzsee und Carpsee bis zur Boeker Mühle, wo uns köstliche Fischspezialitäten stärkten. Und auf einem Rundkurs in drei Etappen mit Start in westlicher Richtung auf dem Mirower Kanal, der Teil der Müritz-Havel-Wasserstraße ist, durch den Sumpfsee und dann auf der kleinen Müritz gen Süden über Im Langen Ort (so heißt der See wirklich) bis zum Nebelsee. Die zweite Etappe führte zurück in nördlicher Richtung auf die Müritz, wo uns starker Wind, hohe Wellen und Regen die letzten Kräfte abverlangten, bis zur Boeker Mühle. Von dort ging es dann am dritten Tag auf dem schon bekannten Kurs zurück nach Mirow.   

Dort parkten wir die Boote beim örtlichen Ruderclub, direkt neben dem kulturhistorischen Höhepunkt Mirows: Der Schlossinsel mit dem exquisit renovierten, bezaubernden Schloss aus dem 17. Jahrhundert, Residenz der Herzöge von Mecklenburg-Strelitz und Geburtsort der späteren britischen Königin Charlotte („Lottchen“), die sich der englische König George III. als Gemahlin geangelt hatte. In DDR-Zeiten verkam das Schloss und diente dem Volke als Altersheim. Beim Tanztee im barocken Ballsaal drehten verdiente Rentner unter Kronleuchtern ihre Walzerrunden.

Was unsere Ruderrunden betrifft: Da addiert sich die Statistik auf gut 160 Kilometer pro Person, die dem Germanen-Wanderfahrtenkonto guttun werden. Weitere Statistiken, etwa über die Blasen an den Händen oder die Liter konsumierten Bieres, werden nicht verraten. Etwas wehmütig ums Herz wurde es uns nur, als Uli gegen Ende hin seinen Entschluss kundtat, dies sei die letzte von ihm organisierte Wanderfahrt zur Mirower Seenplatte gewesen. Auch gutes Zureden der langjährigen Teilnehmer – neben den bereits genannten Personen waren dies Uwe und Heide Gehrke sowie Christa und Horst („Yogi“) Lange – konnte ihn bislang genauso wenig umstimmen wie das Dankespräsent: zwei Gläser Gewürzgurken und eine Flasche südafrikanischer Likör aus Früchten des Marula-Baums. Und auch der erstmalig mitgefahrene Chronist sieht es mit Bedauern, sollte dies die letzte Ausfahrt in die Mecklenburger Seenplatte gewesen sein –  Last Exit Mirow?

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