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RCGD-WSVD-Team

Masters meets Costal, vom Winde verweht...

...oder wie man (während des Rennens) vom Boot aus die Tribüne grüßt.

Nachdem eine kleine Vorhut von uns schon die Gewässer des „wilden Ostens“ im Rahmen der deutschen Triplemeisterschaften getestet hatten, waren wir gedanklich – auch Dank der Warnungen des Trainers – auf Wind und Wellen auf dem Beetzsee eingestellt. Als der Stadionsprecher die chilenischen Costal Rower aus Patagonien begrüßte, überlegte ich noch, ob die wohl in den schmalen Rennbooten zurechtkämen. Wer hätte geahnt, dass die das best vorbereitete Team sein würden…aber eins nach dem anderen.

In unterschiedlichen Reisevehikeln (Memo, wer einen Camper fährt „ist ein LKW“) trafen wir nach und nach in Brandenburg an der Havel ein. Wir, das waren 14 Ruderinnen und Ruderer der Masters Gruppe von RCGD und WSVD, 1 mitreise- und mitrudererprobter Sauerländer und ein 1 Groupie, letzterer mit einer gehörigen Prise Humor ausgestattet („Freunde der leichten Brise….“ *) - beim nächsten Mal auch gerne mit Fan-Puscheln….

Während der fünf Tage dauernden Regatta „residierten“ wir auf Schloss Gollwitz; die politische Gesinnung dieses etwas außerhalb von Brandenburg liegenden Dorfes konnten wir auf Anhieb erkennen: Eineinhalb Wochen vor der Landtagswahl in Brandenburg war das ganze Dorf mit Werbeplakaten einer einzigen Partei dekoriert.

Die Atmosphäre auf dem Regattaplatz war wie immer bei einem solchen Großereignis freudig, multikulturell und polyglott, alte Bekannte und Freunde wurden herzlich begrüßt. Das Leitmotiv dieser Regatta aber blieb: der Wind! Ein Opfer der Wetterverhältnisse (siehe unten) wurde leider zum wiederholten Male der Frauen Doppelvierer (MW 4x D); nachdem in München bei der EM im vergangen Jahr ihr Rennen wegen Gewitter abgesagt wurde, durften sie sich diesmal auch nicht auf der Regattastrecke - sondern beim Wasserschöpfen - mit den Gegnerinnen sportlich duellieren (wozu Trinkflaschen nicht alles gut sein können). 

Für mich persönlich war es eine Regatta der Extreme: Am 3. Wettkampftag habe ich das schlimmste Einer-Rennen meines Lebens bestritten: bei gefühltem Orkan, Welle und strömendem Regen habe ich mich mehr durchgekämpft als dass ich gerudert bin (Freunde des Rudersports: 4 min 30 sec sind eine verdammt lange Zeit, um über die Sinnfrage nachzudenken!), um dann festzustellen, dass die stärkste Konkurrentin schon zum Siegersteg fuhr, als ich über die Ziellinie kam. In der Umkleide dann gefragt, warum sie denn so schnell durch diesen Sturm gerudert sei, antwortet sie (mit blauen Lippen und schlotternden Gliedmaßen), dass sie so gefroren habe, dass Sie halt etwas schneller gerudert sei; offensichtlich war ich deutlich zu warm angezogen (?).

Wie sich herausstellte, war sie nicht nur ehemalige Leistungssportlerin, sondern auch Sportmedizinerin…. vielleicht hätten sie diese Dame - an meiner Stelle - zur Dopingprobe einladen sollen… Auch dieses Ereignis habe ich zum ersten Mal mitgemacht: aus medizinischer Sicht spannend aber SEHR zeitintensiv. Ich habe 2 l Wasser und ca. 1 h 20 min gebraucht, um bei offener WC Tür und unter genauester Beobachtung einen Becher voll „Pipi“ zu machen…

Mein persönliches Highlight aber war die „Schmidten“ alias „die Gedankentransformationsmaschine“: eine vom Veranstalter engagierte Schauspielerin, die sich in Ihrem Kostüm bestens im rheinischen Karneval machen würde - sie hatte jede Menge Zettel dabei, auf die man einen Wunsch aufschreiben, kleinrollen und dann durch den Trichter in die Maschine stecken durfte: Ich kann nur sagen: es hat funktioniert….

Womit wir auch schon bei den Ergebnissen wären. Der „gemeine“ Germanialeser erwartet an dieser Stelle vielleicht eine detaillierte Auflistung der Ergebnisse; diese kann man aber gerne der offiziellen Internetseite entnehmen. Ich kann nur sagen: es war wie früher am Kiosk beim Süßigkeiten kaufen: eine bunte, gemischte Tüte…. Von Platz eins bis acht war alles dabei; im Median aber haben wir Platz zwei belegt (Median ungleich Durchschnitt!)

Zwei „Kunststücke“ seien aber an dieser Stelle besonders hervorzuheben:

Nachdem wir in München im letzten Jahr bei der Masters EM im Mixed 4x C ein totes Rennen gefahren sind (auf die tausendstel Sekunde gleiche Zeit und Foto mit identischem Zieleinlauf), haben wir diesmal mit drei Mixed Zweiern der Altersklasse D (im gleichen Rennen aber in drei unterschiedlichen Läufen) auf die Sekunde genau die gleiche Zeit geschafft.

Das Kunststück des „winkenden Skulls“ ist dem Mixed 4x Altersklasse E gelungen. Dies ging so: man fahre ein Rennen bei „Wind und Welle“. Man fange dann einen Krebs (keine Krabbe, sondern einen richtigen Krebs), man weiche anschließend geschickt dem um sich schlagenden Skull aus; dieses dreht sich um die Achse der Dolle, um sich mit der Plette unter dem Boot zu fangen. Man schlage das Selbige sodann gegen den Ausleger des Vordermannes – anschließend darf man dank völligem Stillstand des Bootes einen zweiten Start mit dem nun entstandenen „Knickskull“ vollführen; dabei ist darauf zu achten, dass die Sollbruchstelle das Ruder nicht in zwei Teile brechen lässt, damit man mit dem noch am Schaft hängenden Blatt die Wellen so nehmen kann, dass bei jedem „auf- und abreiten“ die Winkbewegung entsteht. Das ganze sollte selbstverständlich auf der Tribünenzugewandten Seite von statten gehen. Das Tribünenabgewandte Skull halte man optimaler Weise in den Wind, so dass man den Segeleffekt nutzten kann, um die drei übrigen MitruderInnen zu unterstützen, die das Schiff ja noch über die Ziellinie bringen müssen.

(Liebe Kinder: bitte NICHT nachmachen, dieses Manöver ist gefährlich !!!) Noch Fragen???

*Windstärke Zwei: Leichte Brise, kurze Wellen, durchsichtige Kämme, Blätter säuseln…

Fotos: Annette und Masters


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