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Nordrhein-Vandalen unterwegs - über eine Wanderfahrt in Zeiten von Corona
„Warum hält die Katze eigentlich ein Bierglas in die Höhe?“ Diese Frage stellten wir uns wieder und wieder, wenn wir ein weiteres Mal durch den Kreisverkehr von Zeller fuhren. Schließlich umgibt die Mosel, auf der wir vom 11. bis zum 14. Juni ruderten, doch ein Weingebiet. Und so wandte manch einer dann wieder und wieder folgerichtig ein: „Aber das ist doch ein Weinglas!“ Nur um gleich mit der nächsten Frage konfrontiert zu werden: „Aber warum ist dann da Schaum drauf?“
Manches war verwirrend an dieser Lahnfahrt. Das fing schon damit an, dass sie uns nicht wie sonst zu Fronleichnam über die Lahn führte, sondern eben an die Mosel. Coronabedingt. Wir machten keinen Sport, sondern widmeten uns einer Freizeitaktivität. Die Boote waren nicht nur mit Spaß (Coloradomischung)-, sondern auch mit Hygieneboxen (Desinfektionsmittel) ausgestattet. Und wir waren nicht etwa 16 Teilnehmer, sondern zwei Achtergruppen.
Dort, wo wir starten wollten, konnten wir nicht starten. Auch das war so eine verwirrende Angelegenheit: In Leiwen war der Steg abmontiert. Vermutlich auch coronabedingt. Zum Glück ruderte gerade der Neusser Ruderverein vorbei, der uns verraten konnte, wo wir bessere Chancen hätten, unsere Boote ins Wasser zu bringen. Dass wir damit im Vergleich zu vielen Rudervereinen in Rheinland-Pfalz wohl einen echten Luxus genossen, ahnten wir, wenn uns wieder jemand vom Ufer aus zurief: Wieso rudert ihr eigentlich schon wieder im Vierer? Mal lag in der Frage Sehnsucht, mal Groll. Vielleicht, so sinnierte einer von uns im Boot, weil wir aus Nordrhein-Vandalen kommen.
Dabei gab es auch Leute in der Gegend, die unseren… nun ja, Überfall… durchaus schätzten: Eines Abends, als Ulla sich die Ukulele gegriffen hatte und sich viele andere im dazu passenden Gesang versuchten, meldete sich aus der Ferne eine andere Camperin. Nein, nicht um sich über den Krach zu beschweren. Sondern um zu fragen, ob sie sich ein Lied wünschen dürfe. Durfte sie: Bruttosozialprodukt.
Wir hatten also coronabedingt auch eine Menge Spaß. Es war zu spüren, wie sehr sich alle darüber freuten, mal wieder raus zu kommen. Mal wieder aufs Wasser. Mal wieder unter Leute. So froh, dass sogar erwägt wurden, einen neuen Paragraphen in die Vereinssatzung aufzunehmen: Wenn bei einer Wanderfahrt ein Damenboot nach einer Tour am Tisch sitzt und sich ein Herr dazu gesellt, muss er eine Runde ausgeben. Hat sich bewährt. Gerade in einer Weinregion wie der Mosel.
Und am Ende, als wir zum letzten Mal um den Kreisverkehr mit dieser riesigen Katze fuhren, hatte jemand doch noch einen Kompromissvorschlag: „Vielleicht ist das in dem Glas ja Federweißer?“