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Wind, Wellen, Wasser...

Qual und Stolz – wie bei Olympia

Das Düsseldorfer Marathonrudern war mal wieder ein großer Erfolg, trotz Wind und Regen. So viel Boote wie noch nie gingen auf die 42,8 km lange Strecke von Leverkusen nach Düsseldorf. Neben 170 Booten hatte Regattaleiter Ralph Beeckmann auch wieder viele Helfer am Start. Auf dem Wasser, aber vor allem natürlich am Steg und an Land. Schnellstes Boot war die Renngemeinschaft aus Neuwied/Hamm mit Markus Müller, Stefan Verhoeven, Henning Osthoff sowie Christian und Michael Ehrle mit 2:07,16 Stunden.

Immer wieder anders

Viele der Teilnehmer sind routinierte Marathonruderer, und doch ist jeder Start wieder etwas Besonderes. Mal ändert sich das Team, aber vor allem sind die äußeren Bedingungen nicht immer gleich. Die Strömung, der Wind, die Schifffahrt, Regen oder Sonnenschein. Beim 46. Marathon war der kräftige Wind der größte Herausforderer. Das merkten die Ruderer, aber ebenso die Steuerleute, die ihr Team sicher über die Strecke bringen mussten. Melanie Lack, Vorsitzende der Germania, die ein Boot der Schweden steuerte, kann das bestätigen: „Ziel waren 2:40 Stunden, es wurden nachher sechs Minuten mehr. Der Wind hat uns ganz schön zurückgeworfen.“

Erst Olympia, dann Rheinmarathon

Ja klar, die Dimension von Olympia und dem Rheinmarathon ist selbstverständlich und absolut nicht zu vergleichen. Aber dennoch passen die Worte Qual und Stolz auf Beides. Wirklich mitreden können hier vor allem die drei teilnehmenden Olympioniken Titie Jordache, Thomas Lange und Volker Grabow.

Titie Jordache, die 1984 mit dem rumänischen Doppelvierer Olympiasiegerin wurde, sagte spontan nur das eine Wort: „Wahnsinn!“ Aber mit einem Lächeln, nur wenige Minuten nach dem Anlegen am Steg der Germania. Und Stolz war in den Wort auch zu erkennen. Dass sie erst überredet werden musste, soll nicht unerwähnt bleiben. Das ist jedoch verständlich, wenn man bedenkt, dass 42,8 km nicht mal eben gerudert werden. Vor zwei Wochen fuhr sie beim Roseninselachter auf dem Starnberger See mit, das waren gerade einmal zwölf Kilometer.

Thomas Lange, Olympiasieger von 1988 und 1992, sprach zwar nicht von Qual, aber zeigte Respekt vor der langen Distanz. „Solch eine lange Regatta bin ich noch nie mitgefahren. Ich werde die anderen aus meinen Klub auf jeden Fall animieren, hier auch einmal mit zu fahren.“ Auch beim ihm kam der Stolz irgendwie durch: „Das ist echt lang hier, aber man kann es sich ja einteilen. Hauptsache man schafft es.“ Vielleicht reizt ihn das aber dennoch, nach dem dritten Platz im Gig-Doppelvierer mit Steuermann (Masters D) beim nächsten Mal auf Platz zwei oder eins zu fahren.

Der Vorsitzende aus dem Ratzeburger Ruderclub ist bis heute auf diversen Regatten aktiv. Zum Rheinmarathon kam er über den Mannheimer Ruderclub „Amicitia“. Der Kontakt entstand durch seinen Sohn, der in Mannheim Wirtschaftsinformatik studierte und nun erneut dorthin zieht und auch wieder in den Ruderverein eintritt. Der dortige Vorsitzende und Namensvetter Thomas Lange und sein Team mit Jan Dehoust, Andreas Kuhn und Holger Lohse konnten den Ratzeburger über diesen Weg vom Marathonrudern überzeugen.

Volker Grabow, Olympia-Dritter im Vierer ohne Steuermann 1988, war besonders spontan dabei. „Ich konnte mich nur mental die zwei Tage auf den Marathon vorbereiten.“ Das sportliche Können musste so funktionieren. Im Gegensatz zu Titie Jordache und Thomas Lange war er nicht zum ersten Mal dabei, Bereits als Junior war er mehrmals dabei und hielt sogar lange Jahre den Bahnrekord. Die Verbindung zum Club liegt nahe. „Albrecht Müller, damals Trainer in Witten, hat mich vom Sportplatz geholt“, erzählt Volker Grabow mit Freude.

Erst Marathon, dann Landes- und Deutsche Sprintmeisterschaften

Auch das gibt es beim Marathon. Aus der Leistungssportabteilung waren Levi Körber, Maurice Krutwage, Lars Menzel und Simon Leibmann am Start. Aus dem Training heraus fuhren sie die 42,8 Kilometer, am Tag darauf ging es bei den Landesmeisterschaften schon um Gold, Silber Bronze. Eine Woche später wird bei den Deutschen Sprintmeisterschaften um die Medaillen gekämpft.

(Sieger-)Familien am Start

Zwei Ruderer des Gesamtsiegers aus Neuwied/Hamm waren fast mit der ganzen Familie am Start, wie seit vielen Jahren. Michael Ehrle ruderte und Bruder Christian steuerte das Siegerboot. Zudem gewann Mutter Monika das Rennen des gesteuerten Frauen-Gig-Doppelvierer (Masters D) und Vater Christoph das Rennen des gesteuerten Mixed-Gig-Doppelvierers (Masters D). Der fünfte im Bunde, Daniel, war in diesem Jahr nicht mit dabei. Zusammen kommen alle auf etwa 17.000 geruderte Kilometer im Jahr, das Fahrtenabzeichen wird sowieso immer erreicht. Monika Ehrle stieg erst 1998 durch die Kinder in den Rudersport ein, Christoph Ehrle ist schon deutlich länger dabei und als Germane und Kölner Gast und Gastgeber zugleich.

Eine siebenköpfige Familie war auch beim Marathon. Allerdings nicht alle startend und siegend. Aber dennoch mit großer Freude. Die Donnellans vom Fermoy Rowing Club gehören schon zum Inventar, wie man sagen würde. Die fünf Brüder Paul, Stephen, Conor, Michael und Shane sind seit Jahren mit dabei, in diesem Jahr begleitet von den Eltern Angela und Sean. Paul ruderte wie die Eltern nicht mit, erlebte aber wie seine Brüder schon viel Spannendes beim Marathon. Ja, der Wind drückte beim diesjährigen Rennen sehr, doch Spektakuläres konnte Michael Donnellan von den vorigen Jahren berichten. Er erinnerte sich an das Jahr, in dem Hermann Höck sein Boot steuerte: „Wir mussten vor vielen Jahren fünfmal aussteigen, weil das Boot voll mit Wasser war.“ Wind, Schiffsverkehr, Kreuzwellen, das sind auch die Gegner auf der Strecke. Einmal sogar fiel sein Team kurz vor dem Ziel ins Wasser. Die DLRG war direkt vor Ort, doch die Ruderer wollten erst nach dem Ziel an Bord genommen werden. „Wir wollten ja mit in die Wertung rein“, betonte er schmunzelnd.

Helfermarathon und Begleitung von DLRG, Polizei, Film, Bild und Ton

Regattaleiter Ralph Beeckmann sowie Hermann Höck und Stephan Mölle waren wieder umringt von fleißigen Händen. Ja, sie waren großenteils kalt geworden. Am Start in Leverkusen, im Ziel am Clubhaus, bei den Helfern am Steg, am Kaffee- und Kuchenstand. Weniger vielleicht am Stand wo es Würstchen, Frikadellen und warme Pilze gab, bei der Ausgabe der Teilnehmermedaillen im Clubhaus oder, oder, oder. Nicht nur Germanen waren im Einsatz. Am Start in Leverkusen halfen wie immer zahlreiche Clubmitglieder vom RTHC Leverkusen mit, der Düsseldorfer Ruderclub verpflegte am Stand nahe des Anlegesteges Ruderer und Zuschauer mit Essen und Trinken, die DLRG und die Polizei sorgten zudem für Sicherheit auf dem Wasser.

Begleitet wurde das Regattageschehen von drei Kameras von Sportstadt.TV und weiteren Fotokameras von Detlev Seyb von MeinRuderbild.de.

 

Ralph Beeckmann war wieder sehr zufrieden mit allem, bedauerte allerdings, dass einige Boote aufgrund der hohen Nachfrage erstmals nicht starten konnten. Positiv überrascht war er, dass die Ruderer, schwer mit Gegenwind und kalten Temperaturen kämpfend, dennoch so gute Zeiten gefahren sind, und: „Das Wetter hat der Stimmung keinen Abbruch getan“, freute er sich. Gefeiert wurde im Anschluss an die Siegerehrung sowieso fröhlich wie immer bis spät in die Nacht. Die Gesangseinlagen der irischen Freunde durften selbstverständlich nicht fehlen.

Pokale, Ehrungen und Platzierungen

www.rcgermania.de/marathonrudern

Fotostrecken

Wind, Wellen, Wasser...

Olympiasieger Thomas Lange fuhr zum ersten Mal den Marathon mit.

Ralph Beeckmann mit Teilnehmer und Olympionik Volker Grabow.


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