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Training zu Hause – es geht weiter
Nach nur zwei Tagen Training am Bundesstützpunkt Berlin musste Leonie Menzel die Heimreise antreten. Sie rechnete damit, schon auf dem Weg dorthin. Training zu Hause ist angesagt, zu Hause bei ihrer Familie in Mettmann. Im Ruderclub ist bekanntlich nichts mehr möglich. Trotz gestriger Olympia-Verschiebung um ein Jahr, das Training geht weiter. Groß waren die Hoffnungen, mit einer Nachqualifikation im Doppelzweier noch in diesem Jahr den Traum von Olympia erfüllen zu können. Jetzt verschiebt sich alles um ein Jahr.
Zunächst lag der Fokus noch auf einer möglichen Nachqualifikation für die Olympischen Spiele in Tokio. Nun bleibt immer noch die Hoffnung, dass die Europameisterschaften und die U23-Weltmeisterschaften stattfinden. „Für mich persönlich wäre es ein gutes Ziel für dieses Jahr.“ Aber auch diese Hoffnung ist bei der jetzigen Situation rund um die Corona-Pandemie so gut wie verflogen. „Mir hilft es aber, weiter im Training zu bleiben, nicht sofort eine Pause einzulegen“, so Leonie Menzel. „Und man hat einen guten Zeitvertreib“, schmunzelt sie. Denn auch das Studium steht still, wie so Vieles im Leben.
Nach monatelangem harten Training sollte jetzt eigentlich die Saison losgehen. Die Wettkämpfe fehlen. Ein Trost: Zumindest ist sie beim Training nicht alleine, wie so viele andere Leistungssportler. Ihr Bruder Lars aus der Trainingsgruppe der Germania hat vom Verein ein Ruderergometer zur Verfügung gestellt bekommen und ist ebenfalls im „Hometraining“. Auch das Radergometer steht für die Olympia-Hoffnung bereit, zudem geht sie laufen. Und Krafttraining ist zumindest mit dem eigenen Körpergewicht möglich.* Nach den vielen Trainingslagern in Portugal und Spanien haben alle Sportler nun den ungewollten Abstand zueinander, dafür ist die Nähe zur Familie nun umso größer.
Ein positiver Gedanke im sportlichen Sinne ist die womöglich erhöhte Olympia-Chance für Leonie Menzel im kommenden Jahr. Sie ist mit 20 Jahren noch sehr jung, hat sich im vorigen Jahr erstmals in die A-Nationalmannschaft gekämpft und hat großes Potential. Die 1. RC-Vorsitzende Kathrin Schmack schaut optimistisch in die Zukunft: „Die Möglichkeit für Leonie besteht ja nach wie vor. Wir müssen schauen, welche weitere Unterstützung wir nun leisten können. Und fiebern weiter mit.“ Es bleibt also spannend, jetzt umso länger.
* Persönliche Anm.: Hierzu kursieren sogar viele Videos mit Toilettenpapierrollen, ein Tipp für Jedermann. Der Humor darf schließlich nicht verloren gehen…
Link: Nachricht Olympia-Verschiebung (Deutscher Ruderverband vom 24.03.2020)
Link: Mario Woldt (Sportdirektor Deutscher Ruderverband, Auszug vom 24.03.2020, noch vor der Nachricht zur Olympia-Verschiebung):
Keine faire Vorbereitung möglich
Die aktuellen Vorschriften und Einschränkungen sorgen bei Sportlern und Trainern nicht unbedingt für einen Motivationsanstieg. Wenn das Training vier Monate vor Olympia so aussieht, dass jeder individuell zuhause auf dem Balkon oder im Garten auf dem Ruder-Ergometer fleißig Meter sammelt – dann kann man in einer Mannschaftssportart nicht von einer fairen Vorbereitung sprechen. Der Fokus der vergangenen vier Jahre lag komplett auf Tokio 2020. Der Deutsche Ruderverband hat versucht, der Nationalmannschaft bestmögliche Rahmenbedingungen zu schaffen, um sich auf das große Highlight optimal vorbereiten zu können. Aktuell sind aber auch dem DRV die Hände gebunden. „Wir sind ein Verband und brauchen einheitliche Regeln – die können wir aber gar nicht mehr machen, weil jedes Bundesland unterschiedliche Verordnungen hat. Wir müssten eigentlich für jeden Disziplinbereich unterschiedliche Regeln aufstellen – das würden wir intern aber wiederum nicht fair umsetzen können“, erklärt Woldt.
Verschiebung um ein Jahr
Deshalb gibt es für Woldt auch nur eine vernünftige Lösung – „die Verschiebung von Olympia um ein Jahr. Das wäre im Sinne der allgemeinen Gesundheit. Dann hätten wir zumindest Klarheit und es käme etwas Ruhe rein. Wenn die Spiele frühzeitig verschoben würden, dann kann die ganze Maschinerie jetzt anfangen, umzudenken.“ ...